Frauenpower - meine Frau in mir!
- Sonja Amann
- 22. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Jan.

Ich wurde gebeten zum Thema „Frauenpower“ einen Blog zu schreiben.
Boah, ein großes, umfassendes Thema, denn ehrlich gesagt weiß ich nicht, was es für euch bedeutet.
Ich denke, es geht darum zu definieren, was „Frau sein“ für sich selbst bedeutet. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass das „Frau sein“ nichts Allgemeines und Kollektives sein muss/soll. Ja, „Frauenpower“ sogar wichtig ist, da es sehr individuell ist. Ich kann euch nur meine Geschichte und meinen Weg erzählen.
Ich habe mein Leben lang Frauen beobachtet, wie sie leben und was für sie wichtig ist. Ich war eine Suchende und hatte immer wieder Vorbilder.
Da gibt es z.b. die Mutter meiner Kindheitsfreundin. Ich habe als kleines Mädchen erleben dürfen, wie stolz sie war, als sie den Führerschein gemacht und geschafft hatte. Es war zu dieser Zeit in unserem Bergdorf in Vorarlberg noch nicht selbstverständlich, dass eine Frau einen Führerschein besitzt.
Heute weiß ich, dass diese Frau mich auch sehr geprägt hat, denn ich durfte erleben, wie stolz man sein darf, wenn man etwas noch nicht Selbstverständliches im Leben geschafft hat.
Ein weiteres Vorbild war meine Mama, sie wäre heute 101 Jahre alt.
Sie hatte Multiple Sklerose und saß im Rollstuhl als ich geboren wurde und ist gestorben, als ich neun 9Jahre alt war. Keine so guten Voraussetzungen für eine glückliche Kindheit, denkt ihr wohl und das dachte ich auch lange Zeit.
Mein Verhältnis zu ihr war sehr lange gespalten, sie zeigte mir auf, was ich alles nicht wollte. Es war mein Antrieb nicht so zu sein, wie sie, so wie es oft in Mutter-Tochter-Beziehungen ist. Es hat auch nicht funktioniert, denn erst im Laufe meiner Aufarbeitung wurde sie zu meiner persönlichen Heldin.
Welche Frau schafft es, mit 45 Jahren und unter einer akuten MS-Erkrankung ein Kind zu gebären? Welche Frau schafft es, sich gegen den Rat der Ärzte zu entscheiden und das Kind, dass sie unter ihrem Herzen trägt, gegen aller Vernunft auszutragen? Welche Frau schafft es zu wissen, dass sie nie so für ihr Kind da sein kann, wie sie es gerne hätte und es eigentlich sein sollte und dennoch dem Kind das Beste gibt, was sie kann – ihre unendliche Liebe!
Meine Mama hat es geschafft und heute bin ich sehr stolz auf sie und ihr sehr dankbar, denn ihr verdanke ich, dass ich trotz widriger Umstände am Leben bin.
Heute weiß ich genau, was sie mich gelehrt hat – an mich zu glauben und meinen Weg zu gehen, auch wenn die Umstände noch so widrig sind!
So, und was bedeutet das nun für mein „Frau sein“?
Sehr viel, denn es war ein sehr intensiver Weg für mich, um nun die Frau zu sein, die ich heute bin. Was bist du denn, werdet ihr euch wohl fragen. Ja, das ist eine gute Frage, denn oft weiß ich es auch nicht so genau. Schräg, oder?
Ich wusste, was ich nicht mehr sein wollte: Unterdrückung und Reglementierung meiner Selbst. Das war der erste Schritt nach vorne. Dann habe ich versucht herauszufinden, was ich sein möchte und das war eigentlich der schwierigste Part. Also habe ich mich auf die Reise gemacht, mich selbst kennenzulernen, mir zu erlauben mich auszuprobieren. In dieser Zeit bin ich immer wieder meinen eigenen Vorbehalten gegen über dem Leben begegnet. Verhaltens – und Glaubensmuster, Dogmen usw.
Damals habe ich das Leben gebeten zu zeigen, wie ich in Beziehungen und im Geschäftsleben funktioniere. Ihr könnt euch vorstellen, dass mich mein Leben ernst genommen hat und mir meine Verhaltensmuster nur so um die Ohren geflogen sind. Es war eine sehr intensive Zeit, eine Zeit, die mir unheimliche Energie gekostet hat. Ich entdeckte, wie ich mit meiner Energie und mit meinem Leben umging. Was zur Folge hatte, dass mir sehr einschneidende Themen zum LERNEN begegnet sind.
Beispielsweise der Ausstieg aus einer sektenartigen Verbindung, Insolvenz, Burn-out, Scheidung, Umbruch und Ausstieg aus meinem Leben mit Umzug nach Wien.
Mein allerbester Freund hat mal zu mir gesagt: „Andere Menschen würden sich bei meinem Erlebten umbringen, weil keine Perspektive mehr da wäre!“
Diese Aussage hat mir meine Kraft bewusst gemacht und auch meinen Mut zur Veränderung.
Eine meiner wichtigsten Erfahrungen und Erkenntnisse war: umzufallen, Krone richten und die Welt einmal vom Boden aus zu sehen und dann erst wieder aufzustehen. Ganz besonders nach dem Tod meines Mannes. Ich saß viel am Boden, um einfach mal durchatmen zu können, den Boden unter mir zu spüren und wieder Kraft zu tanken.
Dieses Ereignis hat mir aber auch die Endlichkeit verdeutlicht und ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass es Ereignisse gibt, wie z.B. den TOD, den ich nicht beeinflussen kann. Sondern auch die Akzeptanz, was ist und ganz besonders mich auf meinen sehr großen Schmerz einzulassen und die Kraft darin zu entdecken.
Die Schwäche hat eine enorme Kraft und ein enormes Potenzial. Das war eine meiner größten Erkenntnisse.
Ich scheue es nach wie vor nicht zurück, auf den Boden zu fallen.
Frau lernt auch zu fallen. ;-)
Und was das Allerwichtigste ist, auch manchesmal auf dem Boden sitzen zu bleiben, um zu erkennen und zu reflektieren.
Ihr wollt nun sicher wissen, was mir beim Aufstehen hilft? Ganz einfach: GEHEN, zügiges, kilometerlanges Gehen! Ich liebe es. Es macht den Kopf frei und bringt wieder klare Gedanken und lässt mich wieder den Weg sehen.
Und ein Thema, welches in meinem Leben ganz wichtig geworden ist, ist die Unabhängigkeit!
Ich ehre und achte sie sehr. Sie bedeutet nicht, allein durch das Leben zu gehen.
Nein, das ist ein Irrtum. Denn das, was zählt, sind meine unabhängigen Gedanken, Worte, Werte, Emotionen, Gefühle, Finanzen und natürlich mein Leben überhaupt.
Und genau darum bin ich eine Teamplayerin.
Ein gesundes Ego, ein kluger Verstand und ein gütiges Herz – das macht mich aus!
Und was noch ganz wichtig ist: hört nie auf, euch weiter zu entdecken und dazu gehören auch die Männer in unserer Welt. Was wäre die Welt ohne sie? Die Männer sind unseren besten Sparringspartner, egal ob im privaten Bereich, in der Freizeit oder im Beruf.
Ich wünsche euch von Herzen – liebt euer „FRAU SEIN“ so wie ihr seid und gleichgültig, wo ihr gerade steht.
Denn eines ist klar, morgen seid ihr nicht mehr DIE, die ihr heute seid!
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